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    Die 17 Nachhaltigkeitsziele prägen unser pädagogisches Konzept in der Bildungs für Nachhaltige Entwicklung

Aktuell wird unser pädagogisches Konzept überarbeitet

Die zunächst noch gültige Fassung finden Sie im weiteren Verlauf.

 

Unsere Motivation

Auf dem Emshof wurde 1990 ein gemeinnütziger Verein für ökologisches, soziales und interkulturelles Lernen gegründet. Da einerseits Kinder und Jugendliche auch schon vor über 30 Jahren wenig Bezug zu Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt hatten und andererseits globale Zusammenhänge besondere Bedeutung gewannen, gründeten Menschen unterschiedlicher Fachrichtungen diesen Verein.

Zu Beginn ging es darum, vor allem für Kinder und Jugendliche, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft, sozialer Stellung oder Beeinträchtigung einen Ort zu schaffen, an dem sie Unterstützung erfahren, um handlungsorientiert, mit allen Sinnen und im eigenen Tempo miteinander zu lernen.

Motiviert durch die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes NRW und die ‚Agenda 2030‘ der Vereinten Nationen mit den 17 Nachhaltigkeitszielen hat sich die pädagogische Arbeit auf dem Schulbauernhof stetig weiterentwickelt. Seit 2016 ist der Emshof BNE-Regionalzentrum im BNE-Landesnetzwerk und hat sich zum Ziel gesetzt, Bildung für Nachhaltige Entwicklung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zeitgemäße Methoden machen individuell bedeutsames Handeln und Lernen möglich und bieten den Rahmen dafür, den Blick von lokalen Fragestellungen auf globale Zusammenhänge zu weiten.

Unsere authentische Lernumgebung

Der Emshof liegt inmitten der Ems-Auen-Landschaft, einem artenreichen Lebensraum Europas.
Der ökologisch bewirtschaftete Hof umfasst heute rund acht Hektar Land mit Weiden, Ackerflächen, Wiese, Obstwiese, Hecken, einem Bauern- und Feldgarten, einem Bienentümpel sowie einer kleinen Tierhaltung mit Schweinen, Schafen, Hühnern, Eseln, Katzen und Bienen. In den Gebäuden befinden sich ein großer Veranstaltungsraum, ein Multifunktionsraum, eine große Küche, eine Werkstatt, eine Tischlerei und eine Metallwerkstatt. Im Außengelände befinden sich mehrere Scheunen, Remisen, Tierställe und Weiden, ein Gewächshaus und ein Folientunnel, ein Bauerngarten, eine Streuobstwiese, ein Backhaus mit Lehmofen und eine Spielwiese mit Lagerfeuerstelle. Gruppen können in bereitgestellten Tipi-Zelten übernachten.

Die täglichen und jahreszeitlich vorgegebenen Tätigkeiten unseres landwirtschaftlichen Betriebs bilden den Ausgang für fachübergreifende und handlungsorientierte Lernprozesse. Bei der Arbeit werden authentische Geräte und Werkzeuge genutzt und die Teilnehmenden werden für die Zeit auf dem Emshof Teil der Hofgemeinschaft, die gemeinsam zur Wertschöpfung beiträgt. Im Rahmen der Veranstaltungen übernehmen Menschen alle Altersgruppen Verantwortung und erfahren im konkreten Handeln Selbstwirksamkeit.

Unser Hof bietet zahlreiche Gelegenheiten, die Wechselwirkungen von Landwirtschaft, Mensch, Umwelt und Ökonomie zu erleben und eigene Gewohnheiten zu reflektieren. Teilnehmende werden nach ihren persönlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten bei der Versorgung der Hof-Tiere, bei Anzucht, Pflege, Ernte und Verarbeitung der Produkte, aber auch bei der Preisgestaltung für den Hofladen aktiv.

Die vielfältige und anregende Lernumgebung wird fortlaufend ausgebaut und weiterentwickelt. So stellen wir sicher, dass Menschen bei ihrem Besuch auf dem Emshof stets zeitgemäße und persönlich bedeutsame Zugänge zu Nachhaltigkeitsthemen erleben.

Unsere pädagogischen Grundlagen und die Dimensionen einer BNE

Unser biologisch bewirtschafteter Bauernhof ist ein Mikrokosmos. Hier kann durch konkretes Tun im Kleinen wahrgenommen werden, wie die Welt im Großen funktioniert.

Stärken stärken - eine handlungs- und differenzorientierte Herangehensweise ermöglicht Lernprozesse für alle Teilnehmenden, unabhängig von Herkunft, sozialem Status und körperlichen Voraussetzungen. Dabei verstehen wir uns als Lernbegleiter*innen, die Menschen motivieren, Fragen zu stellen, Sachverhalte zu reflektieren und eigene Konsumentscheidungen zu treffen.

Die verschiedenen Dimensionen der BNE werden bei uns in der alltäglichen Arbeit für alle Menschen erlebbar. Das bietet vielfältige Gelegenheiten, in Reflexionsphasen Werte zu hinterfragen und individuelle Handlungsoptionen zu entwickeln:

Im praktischen, partizipativen Tun wird Neugier geweckt – zum Beispiel beim Säen, Ernten und Verarbeiten, bei der Versorgung der Hof-Tiere und oder beim Werken. Menschen aller Altersgruppen arbeiten Seite an Seite in kleinen und großen Gruppen; sie unterstützen sich gegenseitig, planen Tätigkeiten gemeinsam und setzen sie um und bauen auf die Weise ihre sozialen Kompetenzen aus.

Im Kontakt mit Nutztieren und Kulturpflanzen von der Aufzucht bis zur Verarbeitung sowie beim Kochen in unserer Küche erfahren Teilnehmende unmittelbar den Wert von Lebensmitteln. Sie setzen sich mit der Eigenart, Vielfalt und Verletzlichkeit unserer Kulturlandschaft und den ökologischen Wechselwirkungen mit der Landwirtschaft auseinander. Aspekte von Umwelt- und Naturschutz, Klima, Artenvielfalt, Biodiversität und Wasser werden anknüpfend an die jeweiligen Vorerfahrungen thematisiert.

Zusammenhänge in der Landwirtschaft sind vielschichtig. Um dennoch intensive Erfahrungen und Erkenntnisse zu ermöglichen, erhalten Teilnehmende über das praktische Tun verschiedene exemplarisch ausgewählte Zugänge zu BNE-Themen. In Reflexionsrunden nehmen wir in mehrdimensionaler Betrachtung auch übergeordnete Fragen in den Blick und bieten Möglichkeiten zum Transfer in den eigenen Alltag.

Ehrenamtliches Engagement ist ein integrativer Pfeiler der Arbeit auf dem Emshof. In Abstimmung mit den Hauptamtlichen werden Arbeitsfelder und Tätigkeiten bestimmt, die einen wertvollen Beitrag zur alltäglichen Arbeit leisten. So wird etwa der Bauerngarten von einer Arbeitsgemeinschaft so bepflanzt und gepflegt, dass Produkte für die Verpflegung der Gruppen genutzt werden können. Andere Ehrenamtliche unterstützen bei handwerklichen Tätigkeiten oder stellen bei Klassenfahrten die hauswirtschaftliche Versorgung sicher.

 

Unser Angebot - Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)

Die ‚Agenda 2030‘ mit den 17 Nachhaltigkeitszielen und die BNE-Leitlinie des Schulministeriums bilden die Basis unserer BNE-Angebote. Der Emshof bietet ausgezeichnete Bedingungen für eine ganzheitliche, interdisziplinär ausgerichtete Bildung, die soziale, ökologische, ökonomische und kulturelle Aspekte berücksichtigt und den Erwerb von Gestaltungskompetenzen fördert.

Ausgehend vom Entwicklungs- und Wissensstand der jeweiligen Gruppe ermöglichen wir authentische Begegnungen mit Tieren, Pflanzen und Natur und schaffen Raum für Diskurs und philosophische Fragestellungen. Die Teilnehmenden planen und handeln gemeinsam, sie diskutieren und bewerten, treffen demokratisch herbeigeführte Entscheidungen und setzen Geplantes um.

Während der Veranstaltungen sind wir in engem Austausch mit den Teilnehmenden - im Wechsel der Sozialformen wird Entdecktes und Erforschtes ko-konstruktiv geteilt.  Entstandene Fragen und aufgedeckte Problemstellungen bieten Gelegenheit, Perspektiven zu wechseln sowie Brücken zu globalen, kulturellen oder politischen Zusammenhängen zu schlagen. Die Betrachtung der Themen aus verschiedenen Blickwinkeln ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung von Gegebenheiten und Handlungsmöglichkeiten in einer globalisierten Welt. Während dieses Reflexionsprozesses werden auch Konflikte und Dilemmata aufgedeckt, die die Notwendigkeit einer konstruktiven Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Wertevorstellungen erfahrbar machen. Wir entwickeln gemeinsam friedliche, gerechte und langfristig nachhaltig tragfähigen Lösungs-Optionen, wobei auch die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Handelns thematisiert werden.

Im Rahmen unserer Bildungsangebote werden Teilnehmende für die Verantwortung sensibilisiert, die sie für den Erhalt der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen haben. Sie setzen sich mit anderen über nachhaltige Handlungsoptionen auseinander und erleben im aktiven Tun Selbstwirksamkeit.

Neben den Angeboten für Heranwachsende bietet der Emshof im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen Impulse für an Nachhaltigkeitsthemen Interessierte bin hin zur Ebene der Schul- und Unterrichtsentwicklung. Die Veranstaltungen werden von unserem eigenen Fachpersonal durchgeführt, das ggf. bei der Planung und Umsetzung von externen Expert*innen unterstützt wird.

Darüber hinaus bietet der Schulbauernhof Emshof eine Dialog- und Diskussionsplattform, die einen fach- und Akteur*innen-übergreifenden Dialog zu ausgewählten BNE-Fragestellungen ermöglicht.

Um sich vertiefend mit BNE-Prozessen zu beschäftigen und Anregungen für die eigene Praxis zu bekommen, nehmen unsere Mitarbeitenden regelmäßig intern und extern an Fortbildungen teil. Die Inhalte werden in Bezug zu den SDGs und den Lehrplänen gesetzt, schriftlich fixiert und evaluiert. Fortlaufend werden neue BNE-Veranstaltungen für den Emshof entwickelt bzw. Veranstaltungen angepasst. Auf die Weise trägt unsere Bildungsarbeit dazu bei, Menschen mit den Kompetenzen auszustatten, die für ein zukunftsfähiges Denken und Handeln notwendig sind.

Unsere Zielgruppen

Der Emshof hat sich zum Ziel gesetzt, dass Nachhaltigkeits-Aspekte in allen Bereichen unserer Gesellschaft berücksichtigt werden. Daher ist es uns wichtig, mit unseren BNE-Bildungsangeboten unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen, die aus individuell angepassten Veranstaltungsformaten wählen können.

Für Kitagruppen, Schulklassen und Gruppen des offenen Ganztags stehen Halb- und Ganztagsangebote zur Verfügung. Hier liegt der Schwerpunkt im konkreten Erleben der Bereiche Tiere sowie Land- und Hauswirtschaft. In Kleingruppen werden die Heranwachsenden in die jahreszeitlich wechselnden Tätigkeiten eingebunden und erleben so unmittelbar, wie ökologische Lebensmittel produziert und verarbeitet und Nutztiere in Kleingruppen gehalten werden. Parallel dazu werden im Gespräch übergeordnete Themen in den Blick genommen, die sich aus Erlebtem ergeben - etwa die Lebensbedingungen von Tieren in verschiedenen Kontexten, Vielfalt von Pflanzen und Tieren, Ernährungsgewohnheiten und deren Auswirkungen oder auch nachhaltige Verarbeitungsmöglichkeiten und Verkostung der Vielfalt. In der Großgruppe werden Erlebnisse, Erkenntnisse, Fragen und Ideen für alle zugänglich gemacht und für die weitere pädagogische Aufbereitung dokumentiert.

Heranwachsende reflektieren Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Handelns und werden darin gestärkt, sich kleinen und größeren Herausforderungen aktiv zu stellen.

In ähnlicher Weise erleben Kinder den Emshof im Rahmen von Jahreszeitenwerkstätten auch unabhängig von den jeweiligen Bildungseinrichtungen. Monatlich treffen sich feste altersgemischte Gruppen an mehreren aufeinander folgenden Terminen, an denen jeweils ein BNE-Schwerpunkt in den Blick genommen wird.

Familien legen gemeinsam Hand an und erleben die Vielfalt des Emshofs mit seinen Nachhaltigkeits-Aspekten. Hier steht nachhaltiges Handeln im Vordergrund, das dazu anregt, eigene Gewohnheiten zu hinterfragen und sensibel für die eigene Verantwortung zu werden. Kleine Methoden und Ideen werden ausprobiert, die das eigenen Familienleben bereichern. Sei es im Umgang mit den Tieren und deren Produkten, beim Werken und Upcycling oder bei Ernte, Verarbeitung und gemeinsamem Essen - das konkrete Tun in der Gruppe regt zum Diskurs an, stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und motiviert dazu, aktiv zu werden und weitere Menschen zum Handeln anzustecken.

Erwachsene finden je nach individuellem Erkenntnis-Interesse einschlägige Angebote, die von persönlicher Bedeutung sind. In Seminaren und Workshops werden spezielle Nachhaltigkeits-Themen in den Blick genommen, die sich in den eigenen Alltag integrieren lassen – etwa Saisonalität und Regionalität von Lebensmitteln und deren Verarbeitung; Alte Sorten (Obst, Gemüse, Getreide), deren Bedeutung und Verwendung und Upcycling mit Blick auf Kreislaufwirtschaft

Andere interessierte Erwachsene - Freiwillige, Praktikant*innen, Ehrenamtliche oder andere Helfer*innen werden in den Hofalltag eingebunden und erleben im konkreten Tun die Kraft der Gemeinschaft unter Aktiven. Sie bauen im Sinne des lebensbegleitenden Lernens vorhandene Kompetenzen aus und erfahren Wertschätzung für ihre individuellen Beiträge zur zukunftsgerichteten Fortentwicklung des Hofs.

Einen weiteren Schwerpunkt unserer Arbeit bilden Fort- und Weiterbildungen für Multiplikatoren*innen: Fach- und Lehrkräfte entwickeln im kollegialen Austausch im Rahmen von Halb- und Ganztags-Veranstaltungen bildungs- und lehrplangerechte BNE-Umsetzungsmöglichkeiten für den pädagogischen Alltag. Während zunächst das konkrete Erleben der Abläufe am Hof im Vordergrund steht, ermöglichen in der Transfer-Phase fächerüberwindende Zugänge einen ganzheitlichen Blick auf Themen von ‚Ernährungsbildung‘, ‚Klima-angepasste Landwirtschaft‘ oder ‚Nachhaltiger Konsum und Kreislaufwirtschaft‘. Zusammenhänge und Konflikte auf lokaler wie globaler Ebene werden diskutiert und Ideen zusammengetragen, die die jeweilige Zielgruppe darin stärken, Unsicherheiten auszuhalten und sich gemeinsam mit positiven und zukunftsgerichteten Handlungsoptionen auseinanderzusetzen.

Auf institutioneller Ebene werden im Rahmen des Landesprogramms ‚Schule der Zukunft‘ mit den kooperierenden Schulen konkrete Ideen entwickelt, wie sich die Nachhaltigkeitsthemen des Emshofs in das jeweilige Schulprogramm einbinden lassen.

Das BNE-Kompetenzzentrum Emshof entwickelt sich als lernende Institution fortlaufend zeitgemäß und zukunftsgerichtet weiter. Bestehende Angebote werden angepasst und neue entwickelt und evaluiert.
Insbesondere der Bereich der Erwachsenenbildung wird mit politischer, institutioneller und wissenschaftlicher Unterstützung in den kommenden Jahren erheblich ausgeweitet, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Unsere Partner*innen und Kooperationen

Zur Umsetzung dieser Ziele als BNE-Regionalzentrum vernetzen wir uns fachlich und organisatorisch sowohl niederschwellig als auch institutionalisiert mit anderen Akteur*innen auf regionaler und überregionaler Ebene.

Als BNE-Kompetenzzentrum Emshof bauen wir dazu ein breit angelegtes Netzwerk auf. Wir verknüpfen Vereine, Verbände, Fachhochschulen und Universitäten, aber auch öffentliche Einrichtungen und Behörden. Wir nehmen an umweltpädagogischen und landwirtschaftlichen Arbeitskreisen teil und kooperieren mit dem Umweltforum Münster, dem paritätischen Wohlfahrtsverband und mit den Jugendämtern. Auf Landesebene kooperieren wir mit der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung NRW und der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof.

Als Regionalzentrum im BNE-Landesnetzwerk unterstützen wir das Landesgramm ‚Schule der Zukunft‘ und sind BNE-Ansprech- und Kooperationspartner für den Kreis Warendorf.

In Zukunft werden wir in Kooperation mit anderen außerschulischen Lernorten und mit wissenschaftlicher Unterstützung eigene Standards für die Bauernhof-Pädagogik entwickeln. Wir streben an, den Emshof zu einem Nachhaltigkeits-Kompetenzzentrum auszubauen, das mit einem umfassenden interdisziplinären Ansatz über die Region hinaus zur Transformation der Welt zum Besseren beiträgt.

 

 

LINKS

Umweltforum Münster 

Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e.V. - BAGLoB

Telgter Modell

Freiwilligenagentur Münster

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