Lernumgebung Bauerngarten
Der Bauerngarten am Emshof ist ein lebendiges Beispiel für die Verbindung von Kulturgeschichte, Ökologie und Bildung. Ursprünglich dienten Bauerngärten im Münsterland der Selbstversorgung von Bauernfamilien. In diesen Gärten wurden Gemüse, Kräuter und Blumen kultiviert – nicht nur zur Ernährung, sondern auch zur Heilung und zur Verschönerung des Hofes. Diese über Jahrhunderte entwickelte Tradition prägt bis heute die ländliche Kultur der Region und spiegelt sich in der Gestaltung und Nutzung des Bauerngartens wider.
Der Bauerngarten ist jedoch weit mehr als ein Ort, an dem Pflanzen wachsen. Er verbindet Tradition mit Innovation und fördert Wissen über nachhaltige Landwirtschaft ebenso wie soziale Interaktion, Achtsamkeit und kulturelles Lernen. Am Emshof wird er als Lernraum, Begegnungsort und Inspirationsquelle gleichermaßen geschätzt – ein Bauerngarten, der nicht nur nützlich, sondern auch schön ist und die Werte der Bildung für nachhaltige Entwicklung lebendig vermittelt.
Der Bauerngarten am Emshof
Am Emshof wird der Bauerngarten von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen mit viel Sorgfalt gehegt und gepflegt. Er dient nicht nur der praktischen Arbeit, sondern auch als Lern- und Erlebnisraum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Der Schwerpunkt liegt darauf, Pflanzen zu zeigen, die heute oft in Vergessenheit geraten sind oder nicht mehr in den alltäglichen Speiseplänen vorkommen. Dazu gehören Mangold, Spinat, Physalis, Süßkartoffeln, Stangenbohnen, Rosenkohl, Zuckermais und weitere Nutzpflanzen.
Im Bauerngarten finden sich zudem Obstgehölze wie Himbeeren, Quitten, Äpfel, Birnen, Stachelbeeren und Johannisbeeren. Die geernteten Produkte werden entweder am Hof verarbeitet oder im Hofladen angeboten.
Mit Schulklassen wird im Bauerngarten aktiv gearbeitet – sei es bei der Ernte, der Gartenpflege oder beim Anlegen von Beeten. Der angrenzende Feldgarten ergänzt den Bauerngarten, indem er primär Gemüse liefert, das in der Verpflegung am Emshof und für Schulklassen gut nutzbar ist.
Der Bauerngarten als Lernumgebung
Der Bauerngarten ist mehr als ein Ort, an dem Wissen über Pflanzen und Gartenarbeit vermittelt wird. Er ist ein Raum, in dem Lernen auf verschiedenen Ebenen geschieht:
- Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE):
- Schülerinnen und Schüler erleben den Lebenszyklus von Pflanzen und lernen die Bedeutung von regionaler und saisonaler Ernährung kennen.
- Themen wie Biodiversität, Ressourcenschonung und ökologische Anbaumethoden werden praxisnah vermittelt.
- Sie erfahren, wie ihre Entscheidungen als Konsument*innen Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft haben.
- Rahmenlehrplanbezüge:
- Sachunterricht (Grundschule): Themen wie „Pflanzen und Tiere in unserer Umgebung“ oder „Nachhaltigkeit“ können hier erlebbar gemacht werden.
- Biologie (Sekundarstufe): Der Bauerngarten bietet eine praktische Einführung in die Themen „Ökosysteme“, „Pflanzenwachstum“ und „Nachhaltige Landwirtschaft“.
- Erdkunde: Der Bezug zu regionalen Kulturlandschaften und der Wandel der landwirtschaftlichen Nutzung wird greifbar.
- Sozialer Raum und „Erdung“:
- Der Bauerngarten ist ein Ort, der Raum für Gespräche und soziale Begegnungen schafft. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte zweier Schüler, die im Bauerngarten ein gemeinsames Interesse entdeckten, obwohl sie in der Schule nie miteinander gesprochen hatten. Solche Momente zeigen, dass der Bauerngarten nicht nur ein Lernraum, sondern auch ein Sozialraum ist.
- Er bietet zudem einen Rückzugsort, der Entspannung und Achtsamkeit fördert – ein Kontrast zum oft hektischen Schulalltag.
Handlungsorientierte Aktionen
Im Bauerngarten steht das „Lernen durch Tun“ im Mittelpunkt. Schülerinnen und Schüler übernehmen Verantwortung und erfahren die Konsequenzen ihres Handelns unmittelbar. Beispiele für handlungsorientierte Aktionen sind:
- Säen und Pflanzen: Planung und Umsetzung von Beeten mit Nutzpflanzen.
- Pflege und Beobachtung: Unkraut jäten, Gießen und die Beobachtung von Wachstum und Schädlingen.
- Ernte und Verarbeitung: Praktische Einblicke in die Nutzung und Weiterverarbeitung von Obst und Gemüse.
Was ist ein Bauerngarten?
Ein Bauerngarten ist eine traditionelle Form des Gartens, die der Selbstversorgung von Bauernfamilien dient. Typisch sind klare, geometrische Beete, oft umrahmt von Hecken, in denen Gemüse, Kräuter, Blumen und Obst harmonisch kombiniert wachsen. Diese Gärten verbinden Funktionalität mit Ästhetik und haben eine lange kulturhistorische Tradition.
Regionale Vielfalt:
Bauerngärten spiegeln die kulturelle und ökologische Vielfalt Deutschlands wider:
- Norddeutschland: Windgeschützte Gärten mit robusten Pflanzen wie Grünkohl, Kartoffeln und Beerensträuchern.
- Rheintal: Buchsbaumgerahmte Beete mit Blumen und Kräutern dank des milden Klimas.
- Weinbauregionen: Funktionale Gärten mit Reben und Obstbäumen.
- Bergregionen: Terrassierte Gärten mit an raues Klima angepassten Pflanzen.
- Ostdeutschland: Typisch sind Sanddorn, Quitten und die berühmten Spreewaldgurken.
Wussten Sie schon?
Bauerngärten waren nicht nur für die Ernährung wichtig, sondern auch für Heilzwecke und als Rückzugsorte. Sie gelten heute als Symbol für Nachhaltigkeit, Regionalität und traditionelles Wissen.
Entdecken Sie im Bauerngarten des Emshofs, wie diese Tradition lebendig bleibt – ein Ort, der Bildung, Kultur und Ökologie vereint!