Nachhaltiges Lernen gestalten
1. Einführung
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vermittelt Wissen, Werte und Fähigkeiten, die Menschen dazu befähigen, aktiv an einer nachhaltigen Gestaltung der Zukunft mitzuwirken. Dabei geht es nicht nur um den Erwerb von Wissen, sondern auch um die Entwicklung von Kompetenzen, die helfen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und diese in nachhaltiges Handeln zu übersetzen.
BNE-Lernprozesse orientieren sich an realen Herausforderungen unserer Zeit, setzen auf aktives, erfahrungsbasiertes Lernen und fördern systemisches Denken. Sie sind interdisziplinär, praxisorientiert und darauf ausgelegt, Lernende in Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse einzubinden.
2. Merkmale von BNE-Lernprozessen
Ein nachhaltiger Lernprozess unterscheidet sich von klassischen Unterrichtsformen, da er partizipativ, handlungsorientiert und interdisziplinär ist. Folgende Merkmale zeichnen BNE-Lernprozesse aus:
Zukunftsrelevanz
BNE-Themen sind darauf ausgerichtet, die langfristigen Herausforderungen unserer Gesellschaft zu verstehen und Lösungsansätze für eine nachhaltige Entwicklung zu erarbeiten. Dies umfasst Fragen des Klimawandels, der Ressourcenverknappung, sozialer Gerechtigkeit und globaler Verantwortung.
Multiperspektivität
Nachhaltige Entwicklung ist komplex und erfordert die Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven – ökologische, soziale, ökonomische und kulturelle Aspekte werden zusammenhängend betrachtet. Dies fördert kritisches Denken und die Fähigkeit, verschiedene Sichtweisen einzunehmen.
Systemisches Denken
BNE-Lernprozesse helfen, Wechselwirkungen und Netzwerke zu verstehen. Anstatt isolierte Fakten zu lernen, erkennen Lernende, wie verschiedene Faktoren zusammenhängen und welche Konsequenzen bestimmte Handlungen nach sich ziehen können.
Handlungsorientierung
BNE setzt auf aktive Beteiligung. Lernen erfolgt nicht nur durch Zuhören, sondern durch eigenes Erleben, Forschen und Handeln. Lernende entwickeln selbstständig Lösungen, setzen Projekte um und erfahren Selbstwirksamkeit.
Partizipation
Schüler*innen und Teilnehmende gestalten den Lernprozess aktiv mit. Sie formulieren eigene Fragen, entwickeln Projekte und werden in Entscheidungsprozesse eingebunden. Dadurch übernehmen sie Verantwortung für ihr eigenes Lernen und setzen sich intensiver mit den Inhalten auseinander.
Umgang mit Unsicherheiten und Zielkonflikten
Nachhaltigkeitsfragen sind oft komplex, es gibt keine einfachen Lösungen. BNE-Lernprozesse helfen, mit Unsicherheiten umzugehen, Zielkonflikte zu analysieren und Entscheidungen reflektiert zu treffen.
3. Kompetenzen in BNE-Lernprozessen
BNE fördert Schlüsselkompetenzen, die für eine nachhaltige Entwicklung essenziell sind:
- Vorausschauendes Denken und Handeln: Langfristige Auswirkungen des eigenen Handelns erkennen und reflektieren.
- Kritisches Reflexionsvermögen: Informationen hinterfragen, Entscheidungen analysieren und nachhaltige Alternativen entwickeln.
- Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit: Mit anderen zusammenarbeiten, sich austauschen und gemeinsame Lösungen finden.
- Fähigkeit zur Perspektivübernahme: Andere Meinungen und Sichtweisen verstehen und in Entscheidungsprozesse einbeziehen.
- Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung: Eigenständig Handlungsoptionen erkennen und umsetzen.
4. Methoden und Ansätze in BNE-Lernprozessen
Projektbasiertes Lernen
Lernende arbeiten über einen längeren Zeitraum an einem realen Problem oder einer Fragestellung. Sie entwickeln Lösungen, setzen Projekte um und präsentieren ihre Ergebnisse.
Service Learning
Wissenserwerb wird mit gesellschaftlichem Engagement verbunden. Lernende setzen sich für eine nachhaltige Entwicklung ein, indem sie konkrete Maßnahmen erarbeiten und umsetzen.
Zukunftswerkstätten
In kreativen Workshops entwickeln Teilnehmende Visionen und Strategien für eine nachhaltige Zukunft. Sie lernen, nachhaltige Alternativen zu gestalten und umzusetzen.
Interaktive Methoden
Szenariotechnik, Rollenspiele oder Planspiele helfen, komplexe Zusammenhänge erfahrbar zu machen. Lernende schlüpfen in verschiedene Rollen und entwickeln Verständnis für unterschiedliche Standpunkte.
Natur- und Umwelterfahrungen
Durch Erlebnispädagogik, Naturerkundungen oder praktische Gartenarbeit erleben Teilnehmende Natur und Nachhaltigkeit unmittelbar. Dies fördert eine emotionale Verbindung zur Umwelt und stärkt das Verantwortungsbewusstsein.
5. BNE-Lernprozesse in der Praxis
Am Emshof werden BNE-Lernprozesse durch vielfältige Bildungsangebote umgesetzt. In unseren Programmen werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene aktiv in nachhaltiges Lernen eingebunden. Beispiele:
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Vom Feld auf den Teller: Lebensmittelproduktion erleben, nachhaltige Ernährung kennenlernen.
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Hydroponik & Urban Gardening: Innovative Anbaumethoden für eine nachhaltige Zukunft.
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Vom Schaf zum Schal: Einblick in nachhaltigen Textilkonsum und die Verarbeitung von Wolle.
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Vom Brot zum Korn: Verständnis für Lebensmittelkreisläufe und bewussten Konsum.
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Happy-Chicken: Artgerechte Tierhaltung und ökologische Erzeugung.
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Weitere Bildungsangebote: Vielfältige Module zu nachhaltigen Themen für unterschiedliche Altersgruppen und Zielgruppen.
6. Ressourcen und weiterführende Informationen
Interessierte finden weiterführende Informationen zu BNE-Lernprozessen in folgenden Quellen:
BNE-Lernprozesse – Nachhaltigkeit erfahrbar machen
BNE-Lernprozesse fördern systemisches Denken, Partizipation und zukunftsorientiertes Handeln. Sie befähigen Lernende, komplexe Herausforderungen der Nachhaltigkeit zu verstehen und aktiv Lösungen zu entwickeln. Am Emshof setzen wir BNE durch erlebnisorientierte Bildungsangebote um – für eine nachhaltige Zukunft!
Verknüpfung von Schule und außerschulischem Lernen
Formale Lernprozesse in der Schule sind wichtig, doch non-formale BNE-Lernprozesse schaffen den Bezug zur Lebensrealität. Außerschulische Lernorte wie der Emshof bieten ideale Bedingungen, um schulisches Wissen praktisch zu erproben und nachhaltige Zusammenhänge erlebbar zu machen. Diese Verknüpfung fördert ein tiefgehendes, handlungsorientiertes Lernen.
Lernprozesse im Wandel – Bildung im internationalen Vergleich
Lernprozesse müssen sich weiterentwickeln, um den gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen gerecht zu werden. Internationale Bildungsstudien zeigen: Innovative Ansätze, die nachhaltige Kompetenzen stärken, sind der Schlüssel, um im weltweiten Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben. BNE-Lernprozesse bieten eine zukunftsfähige Antwort auf diese Herausforderungen.